Bayern und Österreich

Reisezeitraum
|
20021025
-
20021029

Die Tagung stand unter dem Motto „Vom Frischherd zum Sauerstoffkonverter“ und begann in München mit dem gemeinsamen Treffen im Deutschen Museum, das ich mit ICE und S-Bahn leicht erreichen konnte. Nachdem das Gepäck im Reisebus verstaut war, begaben sich die 40 Teilnehmer in die Abteilung Metallurgie, wo wir eine Grußadresse von Herrn Prof. Fehlhammer (Generaldirektor des DM) entgegennahmen. Nach einer dreistündigen Besichtigung ging die Fahrt mit dem Bus nach Teisendorf im nahe der Grenze zu Österreich in das schön gelegene Landhotel Seidl, wo wir ohne weiteres Programm einen gemütlichen Abend bei deftiger bayerischer Küche genießen konnten.

Von dort aus war es am folgenden Tag nur ein kurzer Weg zum Stahlwerk Annahütte Max Aicher & Co. KG in Hammerau. Dieses ist das älteste heute noch existierende Stahlwerk Europas (gegründet 1537 durch Erlass des Salzburger Fürsterzbischofs). Zur Aicher – Gruppe gehören außerdem die Lech – Stahlwerke bei Augsburg; zeitweilig war Max Aicher auch an der inzwischen Konkurs gegangenen Maxhütte in Sulzbach– Rosenberg beteiligt. Bei den Lech – Stahlwerken werden die meisten Stahlsorten erschmolzen, die die Annahütte als Rohstrangknüppel bezieht und weiterverarbeitet. Insofern ist der Betrieb ein Spezialist für Stahlumformung und –veredelung. Wesentliche Kunden des Werkes sind die Automobil- und Maschinenbauindustrie.

Wir besichtigten den gesamten Betrieb unter fachkundiger Führung. Eine besondere Ehre für den Geschichtsausschuss stellte dar, dass die Ehefrau Max Aichers es sich nicht nehmen ließ, persönlich anwesend zu sein. Ohne ein gutes Mittagessen ließ man uns auch nicht weiterfahren. Nach Passierung der Grenze zu Österreich war unser nächstes Ziel die VOEST ALPINE Stahl GmbH in Linz, deren Anlagen wir in einer fast dreistündigen Besichtigung zu sehen bekamen. Dieser größte und traditionsreichste Stahlerzeuger des Landes verdankt seine Entstehung dem steirischen Erzberg. Das Unternehmen selbst besteht seit dem Jahre 1881 als Ergebnis einer Fusion mehrerer oberösterreichischer Eisenwerke. Das Werk in Linz wurde in der Zeit der deutschen Besetzung (als es den Namen Reichswerke Hermann Göring trug) stark ausgebaut. Nach dem Kriege gelangte es in den Besitz der Republik Österreich, die es zwischenzeitlich mehrheitlich privatisiert hat. Als Erfinderin des LD – Verfahrens (LD = Linz – Donawitz) hat sich VOEST ALPINE auch intechnologischer Hinsicht einen bedeutenden Namen in der Stahlindustrie gemacht.

Im Verwaltungsgebäude gab es noch einen Vortrag von Herrn H. Presslinger zum Thema „Keltischer Stahl in Linz“. Da auf den montanhistorischen Exkursionen meist auch den kulturellen Aspekten ein gewisser Stellenwert zukommt, konnte auf der Weiterfahrt auch das Stift St. Florian besichtigt werden. Unser heutiges Ziel war Steyr, wo wir das besonders schöne Hotel Mader im Zentrum der Altstadt bezogen. Die Gastlichkeit in diesem historischen Gebäude hat eine lange Tradition (1694). Am nächsten Tag (27.9.) begaben wir uns auf die steyrische Eisenstraße nach Roßleithen. Hier stand die hochinteressante Besichtigung einer der letzten noch bestehenden Sensenschmiede der Firma Schröckenfux auf dem Programm. Ungeachtet des Umstandes, dass weitgehend in Handarbeit gefertigte Sensen heute in Europa kaum noch einen Markt haben, verfügt Schröckenfux in den ärmeren Entwicklungsländern immer noch über eine treue Kundschaft, die die Jahresproduktion von rd. 32.000 Stücken abnimmt. Weiter ging die Fahrt durch das Gesäuse (leider durch schlechtes Wetter etwas beeinträchtigt) zum Kloster Admont, wo insbesondere die umfangreiche Bibliothek (die auch sehr interessante Literatur zum Berg- und Hüttenwesen beinhaltet) unser Interesse auf sich zog. Am Abend hörten wir einen Vortrag von H.J. Köstler zum Thema: „Die oberösterreichische Eisenwurzen“. Am folgenden Morgen (28.9.) machten wir einen langen Rundgang durch die Stadt Steyr. Auf der Rückfahrt stand noch die sehr interessante Besichtigung der Sternwarte in Kremsmünster mit ihrem naturwis-senschaftlichen Kabinett auf dem Programm.

Nach dem unterwegs eingenommenen Mittagessen statteten wir der Stadt Salzburg noch einen längeren Besuch ab, ehe es wieder in das Landhotel Seidl in Teisendorf zurückging, wo wir die Tagung ausklingen ließen. Am 29.9. verabschiedete sich die Gruppe in München, von wo aus die individuelle Heimreise angetreten wurde.